Bild: MEV/Karl Holzhauser
Bausparverträge sind offenbar auch wegen der steigende Energiekosten wieder beliebt. Geld für Sanierungen ist gefragt
Mit den steigenden Zinsen steigt die Nachfrage nach Bausparverträgen wieder deutlich, berichtet LBS West. Grund ist nicht nur der Wunsch nach Wohneigentum. Weil die Energiepreise massiv angezogen haben, wird zunehmend Geld für Sanierungen gebraucht.
Immobilien, Baumaterial, Handwerkerleistungen – alles hat sich zuletzt massiv verteuert. Dazu kommen jetzt auch noch die stark steigenden Zinsen: Die Hypothekenzinsen haben sich innerhalb von sechs Monaten verdreifacht, eine „4“ vor dem Komma erscheint nicht mehr unrealistisch, erklärt Jörg Münning, Chef der LBS West. „Da greifen die Menschen zu bewährten Lösungen und sichern sich mit einem Bausparvertrag ab.“
Das klassische Geschäftsmodell der Bausparkassen war mit der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) unter Druck geraten.
Modernisierung und Sanierung: Treiber des Neugeschäfts
Das Neugeschäft der Bausparkasse ist im ersten Halbjahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um 36 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro gestiegen. Ende Juni waren 66.572 Verträge (plus 13,8 Prozent) vom LBS-eigenen Außendienst sowie den Sparkassen in NRW und Bremen vermittelt. Die Summe der in Finanzierungen eingebundenen Bausparverträge stieg laut Mitteilung um ein Fünftel auf 1,4 Milliarden Euro.
Treiber für das wachsende Neugeschäft ist dem Experten zufolge neben dem Wunsch nach Wohneigentum auch die Modernisierung von Immobilien. In den vergangen zwei Jahren mit der Corona-Pandemie sei viel in die Verschönerung des Zuhauses oder in die Einrichtung eines Home-Office-Platzes investiert worden. „Jetzt steht die Sorge um die Energiekosten oft im Vordergrund“, berichtet Münning. Wer schon ein Haus hat, will Geld für Sanierungen ansparen.
EZB-Niedrigzinspolitik setzte Bausparkassen unter Druck
Bausparkassen hatten im Zuge der Niedrigzinsphase ein Problem. Der Kurs der EZB hatte das klassische Geschäftsmodell bedroht, wie Professor Hans-Peter Burghof von der Universität Hohenheim vor der Zinswende sagte. Die EZB hatte auf eine niedrige Verzinsung gesetzt, um die europäische Wirtschaft anzukurbeln. Für Sparer hieß das: Nur minimale oder gar keine Zinsen für ihr Guthaben zu erhalten. Das führte dazu, dass weniger Darlehen abgerufen wurden. Das Neugeschäft der Bausparkassen ging zurück.
Die privaten Bausparkassen hatten in Folge dessen die Einlagensicherung von Großkunden abgeschafft. An der Situation der Bausparbranche hat auch ein wegweisendes Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) im Februar 2017 nichts geändert. Dem Urteil zufolge dürfen die Kassen Altverträge mit relativ hohen Guthaben-Zinsen kündigen, die mindestens zehn Jahre nicht als Darlehen genutzt werden. Das war zwar Rückenwind für die Kassen, aber nicht die Lösung des Problems.
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dpa
Quelle: Haufe