Institutionelle Investoren wollen auch in Zukunft Spezialfonds kaufen, wie eine Umfrage von Lagrange zeigt – viele der Anleger sehen aber ein Risiko von Preis- und Mietrückgängen auf sich zukommen. Favorisiert werden wegen der Inflation Gewerbeimmobilien, insbesondere Büros und Lebensmittelhandel.
Das Interesse deutscher institutioneller Investoren ist auch im aktuell turbulenten Marktumfeld hoch: Die Profianleger wollen weiterhin Immobilien und Spezialfonds kaufen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Fondsberaters Lagrange in Kooperation mit Investmentexpo für das erste Halbjahr 2022. Für die Zukunft sind die insgesamt 90 befragten Experten aus den Bereichen Sparkassen, Volksbanken, Versicherungen, Pensionskassen, Versorgungswerke und Family-Offices ihre Einschätzung aber eher skeptisch.
Immobilienquote: Wert deutet auf Ausweitung hin
Die Immobilienquote unter den Spezialfondsanlagen ist stabil: Auf einer Skala von 1 (starke Reduzierung) bis 11 (starke Erhöhung) liegt der Indexstand derzeit bei 7,08 Punkten – bei der vorigen Umfrage im November 2021 waren es allerdings noch 7,41 Punkte. Der Anteil von Immobilienspezialfonds an den insgesamt gehaltenen Spezialfondsanlagen zeigt laut Umfrage der Indexstand von 7,13 Punkten ebenfalls noch auf Zuwachs, wenn auch hier vor rund einem halben Jahr der Wert noch höher lag (November 2021: 7,59 Punkte).
Immobilien-Risiko-Klassen: „Core plus“ dominiert
Bei den Risikokategorien dominieren Core-plus-Investments (46 Prozent, Mehrfachnennungen möglich) mit deutlicherem Abstand als bisher vor den weiterhin gefragten Core-Investments (28 Prozent) und Value-add-Investments (21 Prozent). Die Summe der auf Core- und Core-plus-Anlagen entfallenden Nennungen liegt unverändert bei 74 Prozent, wie die aktuelle Umfrage zeigt. Opportunistische Investments, die zuletzt noch für acht Prozent der Befragten infrage kamen, erhielten nur noch vier Prozent der Nennungen.
Assetklassen: Büroimmobilien werden präferiert
Bei den Nutzungsarten rückten Büroimmobilien auf den ersten Platz (16 Prozent der Nennungen), dicht gefolgt von Einzelhandelsimmobilien mit einem mindestens 70-prozentigen Lebensmittelanteil (15 Prozent). Auch Wohn- und Logistikimmobilien mit jeweils 13 Prozent der Nennungen zählen weiterhin zu den am stärksten gefragten Assetklassen.
„Die Investoren setzen offenbar auf indexierte Gewerbemietverträge und rechnen perspektivisch gegebenenfalls mit inflationsbedingten Immobilienpreissteigerungen“, erklärte Dr. Sven Helmer, Managing Director von Lagrange. Das könnte ein Grund für das starke Interesse an Investments in Gewerbeimmobilien sein, während der Run auf Wohnimmobilien zuletzt leicht nachgelassen habe.
Zielmärkte: Deutschland bleibt auf Platz eins
Bevorzugt kaufen die Institutionellen in Deutschland eingekauft (16 Prozent) – hier hat sich gegenüber November 2021 nichts geändert. Deutlich zugenommen hat das Interesse an der Region Benelux, mit 14 Prozent der Nennungen der mit Abstand beliebteste Auslandsmarkt ist. Österreich (neun Prozent) und Frankreich (acht Prozent) folgen auf Rang drei und vier. Das Interesse an den USA und an Großbritannien hat – bei niedrigem Ausgangsniveau – zuletzt spürbar zugenommen (jeweils sechs Prozent der Nennungen).
Skepsis: Rückgänge bei Kaufpreisen und Mieten
Die größte Herausforderung sieht viele der Experten (61 Prozent) erstmals seit Beginn der Befragungen im Herbst 2020 im Risiko von Preis- und Mietrückgängen. Die sonst am häufigsten genannten hohen Preise und geringen Anfangsrenditen wurden bei der jüngsten Umfrage nur noch von 19 Prozent der Befragten als größte Herausforderung genannt. Zu wenig Angebot spielte mit 13 Prozent der Nennungen weiterhin nur eine geringe Rolle. Die Immobilienfinanzierung ist für kaum (drei Prozent) einen Anleger ein Thema.
Der Krieg in der Ukraine wurde am wenigsten mit direkten Auswirkungen auf die Allokation in Verbindung gebracht. Auch die steigenden Zinsen haben laut Umfrage bislang nur minimale Auswirkungen auf die Allokation – mittelfristig tendieren aber deutlich mehr Investoren als noch vor einem halben Jahr zu einer Reduzierung bei Immobilien. Die grundsätzlich positiv-vorausblickende Markteinschätzung hat sich stärker differenziert.
Das könnte Sie auch interessieren:
Fonds-Zweitmarkt: ESG-Thema gerät in der Krise aus dem Fokus
Geduld ist gefragt: Versicherer werden skeptischer bei Immobilien
Quelle: Haufe